Wetterextreme – Das New Normal!?
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Witterungsverhältnisse in der Landwirtschaft sehr variabel sein können. Von extremer Nässe bis hin zu Dürre haben wir verschiedene Fassetten und Ausprägungen erlebt. Vor dem Hintergrund von Höchsttemperaturen, Trockenheit, Starkregenschauern, Wasser- und Winderosionen und damit verbundenen Mindererträgen in der Ernte, nimmt die Diversifizierung der Fruchtfolge im Getreideanbau einen immer größeren Stellenwert ein. Gleichzeitig ist die volatile Marktsituation eine Herausforderung für die Betriebe. Eine geschickte Anbauplanung und Vermarktung wird erforderlich, um mögliche umweltbedingte Ertragseinbußen kompensieren zu können. Im folgenden Artikel wollen wir Informationen über die Wintergetreide Dinkel und Durum vermitteln. Neben den Kulturen Weizen und Gerste erfreuen sich diese Getreide immer größerer Beliebtheit.
Erweiterte Fruchtfolge als Risikoabsicherung in der Landwirtschaft
Durch eine Diversifizierung der Fruchtfolge kann unter anderem das Wetterrisiko minimiert werden, da die verschiedenen Kulturen unterschiedlich stark auf Trockenheit oder Nässe reagieren. Je nach Pflanze sind die Ansprüche an Boden, Bodenbeschaffenheit, Nährstoffversorgung oder Wasserbedarf anders stark ausgeprägt. So variiert auch das Abreifeverhalten oder die Toleranz gegenüber Trockenheit und Spätfrösten. Pflanzenschutz und Düngung muss von Kultur zu Kultur individuell angepasst werden. In Deutschland wurden im Jahr 2020 insgesamt 6.076.000 ha Getreide angebaut. Den größten Anteil an der Anbaufläche hat der uns bekannte Winterweizen, auch Weichweizen genannt, mit 2.658.000 ha Anbaufläche (inkl. Emmer). Der Dinkelanbau umfasste ca. 100.000 ha und der Anbau von Durum, auch Hartweizen genannt, belief sich auf 33.000 ha. Die Hektarerträge beim Weizen lagen im Schnitt bei 78,9 dt. Der Dinkel erreichte durchschnittlich 70 dt pro Hektar. Mit 52,9 dt liegt der Hektarertrag beim Durum deutlich unter Weizen und Dinkel.
Dinkel – des Weizens alte Tante
Dinkel und Winterweizen sind sehr eng miteinander verwandt. Somit zählt Dinkel als Getreideart auch zu der Gattung Weizen. Allerdings weist Dinkel im Gegensatz zu Weichweizen einen höheren Anteil an Mineralstoffen und Vitaminen auf. Dinkel wird auch als Ur-Getreide bezeichnet, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass diese Getreideart bereits vor über 5000 Jahren als Nutzpflanze kultiviert wurde. Ab dem 18. Jahrhundert wurde der Dinkel vom Weichweizen verdrängt, erlebte aber eine Renaissance zur Zeit der Naturheilkunde von Hildegard von Bingen – „Dinkel ist das beste Getreide, fettig und kraftvoll und leichter verträglich als alle anderen Körner.“
Von Spelzen und Ährchen beim Getreideanbau
Dinkel wird auch als Spelzgetreide bezeichnet, da er von einer mit dem Keimling verwachsenen Spelze fest umschlossen ist. Bei den geernteten Vesen handelt es sich um die Dinkelährchen, die in der Regel aus zwei Körnern bestehen. Beim sogenannten Rellen wird das Dinkelkorn nach der Ernte von der Spelze getrennt. Der Spelzanteil beläuft sich auf ca. 20-25% des Erntegewichts von ca. 90 dt/ha, somit ergibt sich ein durchschnittlicher Kornertrag nach dem Entspelzen von ca. 70 dt/ha. Der Eiweißgehalt im Dinkel beläuft sich auf ca. 13-16%. Im Vergleich zum Weizen lässt Dinkel sich schwerer backen und die Backwaren werden schneller hart, da Dinkelmehl nicht so gut Wasser aufnimmt. Dinkel enthält als Teil der Weizenfamilie ebenfalls Gluten und ist somit für Menschen mit Glutenunverträglichkeit nicht geeignet.
How to - Dinkel
Mit Blick auf den Pflanzenbau ist festzustellen, dass Dinkel im Vergleich zum Winterweizen geringere Standortansprüche hat. Die Ertragskraft liegt beim Dinkel deutlich unter der des Weizens. So kann Dinkel aber auch in Regionen mit mehr Niederschlag und rauerem Klima angebaut werden. Bei der Flächenauswahl sollte darauf geachtet werden, dass genügend Sonneneinstrahlung gewährleistet werden kann. Außerdem sind trockene, windreiche Parzellen zu bevorzugen. Bei der Aussaat, die im Direktsaatverfahren durchgeführt werden kann, ist ein guter Bodenschluss besonders wichtig. Bezüglich der Fruchtfolge ist Dinkel wie andere Getreidearten zu behandeln. Wie beim Weizen ist auch der Dinkel anfällig für Fusarien. Im Rahmen der neuen Düngeverordnung nimmt insbesondere die Stickstoffdüngung einen immer größeren Stellenwert bei der Auswahl der angebauten Früchte ein. Im Vergleich zum Weizen trumpft der Dinkel hier mit 30kg weniger Stickstoffbedarf auf.
Getreideanbau mit Dinkel: Cash cow oder Poor dog
Die Wirtschaftlichkeit von Dinkel kann sich sehen lassen. Das Saatgut ist zwar aufgrund des aufwändigen Schälprozesses deutlich teurer als beim Weizen. Aufgrund von geringerem Einsatz von Betriebsmitteln wie Dünger und Pflanzenschutz sind diese Kostenposition aber auch entsprechend günstiger. Im Schnitt kann beim Dinkel bis zu 4 bis 5 Euro pro Doppelzentner mehr erlöst werden als beim Weizen. Mit Blick auf den Deckungsbeitrag macht das schon einmal schnell einen Mehrwert von bis zu 300 €/dt aus.
Dinkelvermarktung mit cropspot
Der Dinkelmarkt wird gerne noch als Nischenmarkt bezeichnet. Die Nachfrage ist jedoch stetig steigend. Bei den meisten Bäckern und auch in den Supermärkten sind Dinkelprodukte inzwischen Teil des Standardsortiments. Die Kulturführung im Dinkel ähnelt dem Anbau von Winterweizen und stellt wenig Landwirte vor unüberwindbare Herausforderungen. Wie sieht es aber mit der Vermarktung aus? Wenn die Vermarktung gewährleistet werden kann, stellt der Anbau von Dinkel eine echte Diversifizierungsmöglichkeit dar. Neben der Auflockerung der Fruchtfolge ist nämlich auch der Stickstoffbedarf reduziert. Ein Fakt, der den Dinkel vor dem Hintergrund der Düngeverordnung an Attraktivität gewinnen lässt. Dinkel wird häufig im Zusammenhang mit Anbauverträgen produziert. Sie wollen Dinkel anbauen, haben aber keinen Zugriff auf Anbauverträge!? Kein Problem! Ihren Dinkel können sie auch über cropspot vermarkten.
Durum – Liebling aller Kinder
Wer liebt sie nicht? Nudeln - Wir finden sie in den verschiedensten Varianten: gekocht, gebraten oder überbacken. Rund 8kg Nudeln isst jeder Deutsche pro Jahr. Hier kommt Durum oder auch Hartweizen ins Spiel, denn er bildet die Basis für die Nudelproduktion. Aber nicht nur die Nudel, auch Bulgur oder Couscous bestehen aus Hartweizen. Lediglich 15-20% des Bedarfs an Durum können aus dem deutschen Anbau gedeckt werden, weitere Mengen müssen importiert werden.
Der Südländer unter den Weizen
Hartweizen wird auch als Durum oder Durumweizen bezeichnet, was auf die lateinische Bezeichnung „triticum durum“ zurückzuführen ist. Durum ist eine Weizensorte, die insbesondere für die Herstellung von Teigwaren verwendet wird. Durum bevorzugt tiefgründige, nährstoffreiche Böden, die eine gute Wasserhaltekapazität aufweisen. Insbesondere warme und trockene Standorte kommen für den Anbau von Durum in Frage. Die bisherigen Anbaugebiete liegen teilweise im Osten und im Südwesten von Deutschland, in Regionen die auch als Körnermaislagen oder Weinbaugebiete dienen. Höhenlagen über 350m NN oder feuchte Standorte, bei denen der Boden nur langsam abtrocknet, sind für den Durumanbau schlecht geeignet. Solche Faktoren mindern die Qualität des Korns und es kommt häufiger der Befall mit Fusarium vor. Mit Blick auf die zunehmende Trockenheit und weniger Niederschlag rückt der Anbau von Durum in der Landwirtschaft mehr und mehr in den Fokus.
Harte Schale weicher Kern
Im Vergleich zum Winterweizen ist der Anbau von Durum deutlich anspruchsvoller, da der Hartweizen viel empfindlicher ist als der Weichweizen. Ein perfektes Saatbett und der richtige Saatzeitpunkt sind besonders wichtig und Durum entschuldigt im Gegensatz zu Weichweizen keine Fehler. Sowohl bei der Düngung als auch beim Pflanzenschutz ist beim Hartweizen besondere Aufmerksamkeit gefordert. Zum einen benötig Durum einen gewissen Düngerinput, um entsprechende Qualität zu erzielen, zum andern steht die Stickstoffdüngung aber im Konflikt mit der Lagerneigung des Hartweizens. Zu dichte Bestände sind deshalb zu vermeiden. Die Pflanzenschutzstrategie sollte mit Blick auf die Anfälligkeit für Fusarium ausgerichtet werden. Hinsichtlich des Erntefensters ist schnelle Reaktion notwendig. Der Erntezeitpunkt liegt in der Regel zwischen Gerste und Weizen. Sobald Hartweizen den Reifezustand erreicht hat (bernsteinfarbene Körner, 14,5-15,5% Feuchte), sollte die Ernte erfolgen. Niederschlag in den bereits abgereiften Hartweizen hat Qualitätseinbußen zur Folge.
Vermarktung ist das A und O
Hartweizen erzielt Erträge mit ca. 20 – 30 % unter dem Niveau von Weichweizen und kommt damit auf das Niveau von Sommerweizen. An dieser Stelle kommt das Thema Vermarktung ins Spiel. Die Ertragsunterschiede zwischen Winterweichweizen und Winterhartweizen müssen entsprechend preislich abgefangen werden. Nur so kann eine Vorzüglichkeit der Diversifikation im Getreideanbau mit Durum erreicht werden. In den meisten Fällen wird Hartweizen als Vertragsanbau geführt. Die Vermarktung über Erzeugergemeinschaften kommt ebenfalls vor. Bei beiden Varianten sollte darauf geachtet werden, dass auch Partien mit schlechteren Qualitäten zu einem akzeptablen Preis abgenommen werden.
Diversifizierung im Getreideanbau mit Dinkel oder Durum stellt eine Alternative dar. Um gute Qualitäten und Mengen gewährleisten zu können, sollte die Anbau- und Vermarktungsstrategie vorher entsprechend geplant werden.
Bei Fragen zum Thema Vermarktung setzten sie sich gerne jederzeit mit uns in Verbindung!