Wanted! Multitalente und Erntehelfer für die Landwirtschaft

Landwirtschaft als Arbeitgeber

Während der Corona Zeit wird es für die Landwirtschaft deutlicher denn je: Es fehlen Erntehelfer. Ausländische Erntehelfer dürfen nur unter bestimmten Bedingungen einreisen und es fehlen Arbeiter an allen Ecken und Enden. Aber auch junge Menschen aus dem Inland zeigen kein allzu großes Interesse am Job Landwirt oder Erntehelfer, es sei denn, sie kommen von einem landwirtschaftlichen Betrieb und kennen somit die Herausforderungen der Branche. Wieso wird der Beruf des Landwirts häufig als unattraktiv wahrgenommen? Nicht nur Erntehelfer werden besonders im Frühjahr zur Spargelernte und im Sommer in Deutschland gebraucht, sondern auch das ganze Jahr über werden Fachkräfte für den Agrarsektor gesucht.

Erntehelfer bei der Spargelernte

Gemeinsam das Essen auf den Teller bringen

Corona hin und Corona her – die landwirtschaftlichen Betriebe müssen in dieser anspruchsvollen Zeit einmal mehr Einfallsreichtum beweisen. Erntehelfer zu finden ist schwer, Erntehelfer tatsächlich bis auf den Betrieb zu bekommen noch viel schwerer. Coronaauflagen und Reisebeschränkungen haben zur Folge, dass Saisonarbeiter und Erntehelfer in den landwirtschaftlichen Betrieben fehlen. Der Maschinenring Deutschland hat die Jobplattform daslandhilft.de ins Leben gerufen, um landwirtschaftliche Betriebe und Jobsuchende zusammen zu bringen. Unterstützt durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wurde die Plattform im Jahr 2020 entwickelt und hilft dieses Jahr zum zweiten Mal bei der Erntehelfersuche. Ob landwirtschaftliche Unternehmen mit Spargelanbau, allgemeiner Gemüseproduktion oder Beerenanbau, bei 'Das Land hilft' kann sich jeder Betrieb registrieren und seinen Bedarf an Arbeitskräften einstellen. Helfer können ihre Arbeitskraft anbieten. Über die Plattform werden die verschiedenen Betriebe und Helfer miteinander vernetzt.

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Einer der wichtigsten Berufe: Der/Die Landwirt/In

Die Voraussetzungen junge Menschen für die Landwirtschaft zu begeistern sind durchaus herausfordernd und man muss sich genau überlegen, wie man die Arbeit in der Landwirtschaft der zukünftigen Generation schmackhaft machen kann. Immerhin gehen laut einer Studie von KANTAR EMNID etwa 47% der Befragten davon aus, dass der Beruf Landwirt besonders wichtig für die Gesellschaft ist, und damit an zweiter Stelle, direkt hinter den Ärzten steht. Fast genauso viele Befragte haben sogar ein großes Interesse an der Landwirtschaft angegeben.

Erntehelfer in der Landwirtschaft müssen früh aufstehen

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Das größte Hemmnis mit Blick auf die Landwirtschaft als Arbeitgeber wird in den Arbeitszeiten gesehen. Ein Landwirt muss in der Regel früh aufstehen, um z.B. die Tiere zu versorgen oder pünktlich mit dem Arbeiten auf dem Feld zu beginnen. Da die Erntezeit sich über die Sommermonate erstreckt, ist ein Sommerurlaub mit der Familie, ob im Ausland oder in Deutschland, für einen Landwirt eher selten realisierbar. Gerade in dieser arbeitsintensiven Zeit gehören Überstunden oder Nachtarbeit zum Alltag eines Landwirts. Wir haben einmal mit unserer Kollegin Friederike über dieses Thema gesprochen. Friederike ist auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen und kennt die Arbeitssituation genau: „Wir haben unseren Familienurlaub immer eher in den Wintermonaten verbracht. Im Sommer haben wir dann Ferien zu Hause auf unserem Betrieb gemacht. Das hat uns aber nie gestört. Nicht nur die Landwirte lieben die Erntezeit – bei uns war immer die ganze Familie eingespannt. Ob Kornfegen, Essen machen für die Erntehelfer oder nur Motivation und gute Laune verbreiten, bei uns hatte jeder eine Aufgabe. Die Erntezeit war bzw. ist für die ganze Familie, und das schließt den Betrieb und die Mitarbeiter mit ein, eine arbeitsintensive, aber auch zusammenschweißende Zeit. Alle arbeiten auf das große Ziel hin, die Ernte einzufahren. Da ist Teamspirit an der Tagesordnung!“

Landwirtschaft ist Leidenschaft

Für die meisten Landwirte ist ihr Beruf nicht nur die Erwerbsgrundlage, sondern auch eine Leidenschaft. Kaum ein anderer Job hat so viel Einfluss auf das Privatleben des Berufstätigen. Allerdings gibt es auch wenige Berufe die wichtiger sind als der des Landwirts. Ein Landwirt ernährt im Schnitt 134 Menschen! Stellen Sie sich einmal vor, jeder von uns müsste selbst morgens um fünf Uhr seine Kuh melken, damit er sein Müsli aus dem selbst angebauten Getreide zum Frühstück essen kann! Ein Landwirt muss nicht nur dafür Sorge tragen, dass die Menschen heute und morgen genug zu essen haben, sondern diese Notwendigkeit besteht auch noch in 30 Jahren – denn gegessen wird immer! Viele Betriebe werden von Generation zu Generation weitergegeben und möglichst so nachhaltig bewirtschaftet, dass auch die Enkel mit fruchtbaren Böden arbeiten können.

Landwirtschaft ist Leidenschaft

Landwirtschaft als Sündenbock

Aber warum ist es dennoch so schwer Arbeitskräfte für die Landwirtschaft zu gewinnen? Landwirte sind rund um die Uhr motiviert und engagiert auf ihren landwirtschaftlichen Betrieben unterwegs, um die Verbraucher mit Grundnahrungsmitteln, wie Brot und Kartoffeln oder Feinschmecker mit Spargel und Erdbeeren zu versorgen. Trotzdem kommt es nicht selten vor, dass dieselben Landwirte für z.B. die Haltung ihrer Tiere oder Nutzung von Pflanzenschutzmitteln kritisiert werden. Die Verbesserung der Haltungsbedingungen oder andere angepasste Maßnahmen sind teuer und diese zusätzlichen Kosten will wiederum der Verbraucher aber nicht bezahlen. Auch der Rückgang der Artenvielfalt wird überwiegend den Landwirten zur Last gelegt. So gaben bei einer Umfrage des Umweltbundesamts im Jahr 2018 etwa 65% der Befragten an, dass die Landwirtschaft sehr große Auswirkungen auf den Rückgang der Artenvielfalt hat. Nur 1% der Befragten war der Meinung, dass die Landwirtschaft keine Auswirkungen darauf habe. Die negative Kritik, die auch in der Öffentlichkeit geäußert wird, belastet die Landwirte. Rund 1/3 der befragten Landwirte gibt an, dass sie sich dadurch demotiviert fühlen.

Nachwuchsmultitalente gesucht!

Als Landwirt braucht man viele Talente: Man muss ein gutes Organisationstalent haben, sich mit Maschinen auskennen, man sollte gut rechnen können und keine Angst vor dem Umgang mit Pflanzenschutzmitteln haben. Zudem sollten Landwirte ein Händchen für Tiere und/oder für Pflanzen haben und die Fähigkeit zum eigenverantwortlichen Arbeiten mitbringen. Häufig ist auch gefragt, dass Landwirte eigenverantwortlich arbeiten. Als Landwirt bewegt man sehr große Maschinen, die Umsicht und Verantwortungsbewusstsein erfordern. Um junge Menschen für das Berufsbild Landwirt zu begeistern, muss man zunächst verstehen, was diese Generation von ihrem Arbeitsumfeld erwartet. Die Generation, die aktuell ins Berufsleben startet nennt man auch Generation Z (um die Jahrtausendwende geborenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen). Aber wo findet man diese Generation? Genauso gut könnte man fragen, wo findet man einen Maulwurf? Natürlich in seinem Lebensraum der Erde und bei der Generation Z oder auch den Digital Natives ist es das Internet. 84% der Mitarbeiter in der Landwirtschaft werden über Mund-zu-Mund-Propaganda gesucht. Um die Generation Z zu erreichen, sollte aber vor allem auf Online-Jobportale und Social-Media gesetzt werden. Auch eine Website des Betriebes, auf der sich zukünftige Mitarbeiter informieren können und auf der die gerade zu besetzenden Stellenangebote angezeigt werden, können zielführend sein.

Generation Z als Arbeitnehmer in der Landwirtschaft

Wie begeistert man „Digital Natives“?

Zur Generation Z gehören die Menschen, die ab ca. 1994 geboren wurden. Sie ist durch höchste Ansprüche an ihren Job gekennzeichnet sowie eine hohe Priorität des Privatlebens, welches ganz klar im Vordergrund steht. Diese Generation Z möchte sich selbst verwirklichen und stetig die Möglichkeit zur Weiterentwicklung haben. Die Landwirtschaft als Arbeitgeber kann dieser neuen Generation einiges bieten:

Der Technologieaffinität der Digital Natives kann mit hochmodernen Landmaschinen Rechnung getragen werden. Die Generation Z legt Wert darauf, dass ihre Tätigkeit einen Sinn stiftet. In der Landwirtschaft hat jede Tätigkeit einen bedeutenden Nutzen nämlich die Sicherstellung der Ernährung. Für junge Menschen ist Feedback besonders wichtig, da sie dieses ständig durch die sozialen Medien erfahren. Nirgends bekommt man ein so ehrliches Feedback, ob man gut gearbeitet hat, wie durch die Ernte in der Landwirtschaft. Achtung: Generell gilt, keine Kritik ist trotzdem noch kein Lob! Aber Lob tut gut, und zeigt einem, dass man wertgeschätzt wird und einen wichtigen Beitrag leistet. Auch die extrinsische Motivation kann durch bestimmte Anreize gesteigert werden, die zum einen finanzieller Natur sein können, wie zum Beispiel Bonuszahlungen. Zum anderen aber auch indirekt gefördert werden, indem z.B. ein Motorsägen Führerschein vom Betrieb bezahlt wird oder eine Schulung angeboten wird.

Auch wenn es auf den ersten Blick schwierig erscheint dieser anspruchsvollen Generation einen Arbeitsplatz zu bieten, an dem sie sich wohlfühlt, gibt es viele, die sich für das Berufsfeld interessieren. Es ist für die Landwirte wichtiger denn je im Gespräch zu bleiben und auch den direkten Kontakt zu möglichen Mitarbeitern zu suchen. Das Internet sollte dafür genutzt werden, auf sich aufmerksam zu machen. Man muss zukünftigen Mitarbeitern vermitteln, was man selbst für seinen Job fühlt: Die Aufgaben eines Landwirts sind zwar nicht immer einfach und man muss viele Dinge gleichzeitig im Blick haben. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft eine Leidenschaft, die Menschen zusammenschweißt und einen enorm wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leistet. Vor allem diese Aspekte sollten den vielleicht bald zukünftigen Kollegen nähergebracht werden.

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