Bodenwerte

Bodenpreise, Bodenschätzung und der Boden des Jahres 2021

Eine zentrale Rolle für den Ertrag aus der Landwirtschaft spielt der Boden. Die deutschen Böden gehören zu den ertragreichsten der ganzen Erde. Im Jahr 2019 wurden weltweit durchschnittlich 4 t Getreide je ha geerntet, in Deutschland jedoch knapp 8 t, also fast doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt.

Der Boden ist der wichtigste Produktionsfaktor für landwirtschaftliche Betriebe. Eine Wertänderung des Bodens beeinflusst indirekt auch die Zahlungsfähigkeit, da die landwirtschaftliche Fläche in der Regel ca. 60% der Bilanzsumme eines Betriebes ausmacht. Es wird sogar davon ausgegangen, dass diese Bodenbewertung aufgrund der stillen Reserven noch zu gering angesetzt ist.

Stille Reserven gehören zum Eigenkapital, sind aber nicht unmittelbar aus der Bilanz ersichtlich. Wenn z.B. ein Landwirt Boden zu einem bestimmten Preis kauft, kann es sein, dass der Wert dieses Bodens über die Jahre steigt. Somit ist er nach einigen Jahren mehr wert, als tatsächlich in seinem Jahresabschluss steht. Der Wert, der sich entwickelt hat, aber nicht in der Übersicht der buchhalterischen Bilanz vermerkt ist, wird als stille Reserve bezeichnet.

Only the sky is the limit – Bodenpreise stetig steigend

Die seit längerer Zeit zu beobachtende Preissteigerung von landwirtschaftlichem Boden wirkt sich zwar positiv auf das Eigenkapital aus, da der Wert der vorhandenen Eigentumsflächen ebenfalls steigt, allerdings führt sie auch zu wachsenden Produktionskosten. Aber was sind die Gründe für ansteigende Bodenpreise?

  1. Boden ist ein nur begrenzt vorhandenes Gut in der Landwirtschaft. Je weniger es davon gibt, desto größer wird der Wettbewerb. Die landwirtschaftlichen Flächen stehen in Konkurrenz zu Verkehrs- und Siedlungsflächen. Deswegen steigen die Preise insbesondere in und um Ballungsgebiete.
  2. Die Förderung von Bioenergieerzeugung durch das EEG führt auch im ländlichen Raum zu steigenden Bodenpreisen: Landwirte die Bioenergie mit Pflanzen erzeugen wollen, konkurrieren mit Tierhaltern, die ebenfalls gerne ihre Flächen erweitern würden.
  3. Erneuerbare Energien spielen ebenfalls eine Rolle bei der Preissteigerung: Windkraft und Photovoltaikanlagen sowie deren Ausgleichsflächen üben Druck auf den Preis für landwirtschaftliche Flächen aus.
  4. Der größte Druck wird aber durch Kapitalanleger verursacht, die nicht unmittelbar aus der Landwirtschaft kommen. Boden ist für diese Investoren eine vergleichsweise sichere Anlagemöglichkeit. Die Investoren haben häufig ein deutlich größeres Budget als Landwirte, was zur Folge hat, dass diese bei der Preisrally aussteigen müssen.
  5. 2007 wurde die Privatisierungspolitik verändert. Die Treuhandgesellschaft BVVG hat nach der Wiedervereinigung ca. 1 Million Hektar landwirtschaftliche Flächen der ehemaligen DDR verwaltet. Diese Flächen wurden sowohl verpachtet als auch an Landwirte verkauft. 2007 mussten die übrig geblieben Hektar öffentlich ausgeschrieben werden, was zwar auf der einen Seite zu mehr Markttransparenz führte, auf der anderen Seite aber auch finanzstarke Investoren anlockte, die die Preise in die Höhe trieben.

Bodenbewertung Landwirtschaft

Das Problem für die Landwirtschaft an den steigenden Bodenpreisen ist, dass wachsende landwirtschaftliche Betriebe oder Existenzgründer in der Landwirtschaft sich keine zusätzlichen Flächen leisten können, da sie meistens im Vergleich zu außerlandwirtschaftlichen Investoren nicht über deren finanzielle Möglichkeiten verfügen. Es handelt sich also um eine sogenannte Markteintrittsbarriere, wodurch der Agrarsektor an Effizienz verliert. Deswegen gibt es in Deutschland Diskussionen darüber, ob der landwirtschaftliche Bodenmarkt stärker reguliert werden sollte.

Die natürliche Verknappung des fruchtbaren Bodens

Der Boden wird nicht nur durch Versiegelung aufgrund von Verkehrs- und Siedlungsflächen knapper, sondern ein Teil der landwirtschaftlichen Fläche verschwindet auch durch Bodenerosion. Bodenerosion gilt tatsächlich als eine der größten Gefährdungen für die Bodenfruchtbarkeit.
Bodenerosion bedeutet, dass das Bodenmaterial an der Oberfläche durch Wind und Wasser verlagert wird. Sie lässt sich auf dem Acker nicht gänzlich vermeiden. Das Ziel ist es jedoch, dass die Bodenfruchtbarkeit nur um ein erträgliches Ausmaß gemindert wird. Flachgründige Böden sind beispielsweise deutlich gefährdeter als tiefgründige Boden. Um den Bodenabtrag so gering wie möglich zu halten, können verschiedene Vorkehrungen getroffen werden. Hierzu zählen zum Beispiel der Zwischenfruchtanbau oder eine ausreichende Humus- und Kalkversorgung.


Schon gewusst? Durchschnittlich werden in Deutschland im Jahr zwischen 1,4 und 3,2 t Boden je ha abgetragen. In manchen Regionen können es sogar bis zu 50 t sein. Deswegen ist der Bodenschutz vor Erosion von großer Bedeutung.


Bodenarten - mehr als nur Luft und Liebe

Wie eingangs erwähnt gehören die Böden in Deutschland zu den weltweit ertragsreichsten. Da die Bodenqualität in Deutschland sich von Ort zu Ort unterscheidet, kann man in bestimmten Regionen auch nur für die Böden geeignete Kulturen finden. Da die Böden in Deutschland sehr unterschiedlich sind, kann man in bestimmten Regionen auch nur bestimmte Kulturen finden.
In Deutschland wird die Ertragsfähigkeit von landwirtschaftlichen Böden mit der Bodenzahl oder der Bodenklimazahl verglichen. Für die Ermittlung werden die Daten der Bodenschätzung verwendet. Die niedrigste Bewertung liegt bei 0 und die höchste Bodenbewertung bei 100.

Bodenprofil für die Bodenbewertung-1

Bewertung von Ackerland - Bodenschätzung

Um den Bodenwert von Ackerflächen zu errechnen, braucht man zunächst den Ackerschätzungsrahmen. Der Ackerschätzungsrahmen ergibt sich aus der Bodenart, der Entstehungsart sowie der Zustandsstufe.
Die Bodenart wird im Ackerschätzungsrahmen wie folgt unterschieden:

Kürzel Bodenart

S

Sand (mineralische Hauptbodenart)
SI anlehmiger Sand
IS lehmiger Sand
SL stark lehmiger Sand
sL sandiger Lehm
L Lehm (mineralische Hauptbodenart)
LT schwerer Lehm
T

Ton (mineralische Hauptbodenart)

Mo Moor (organogene Hauptbodenart)

Mit der Bodenzahl kann die natürliche Ertragsfähigkeit des Bodens bei einer ordnungsgemäßen Bewirtschaftung über Reinerträge ausgedrückt werden. Für die Bodenzahl sind zusätzlich noch die durchschnittliche Jahrestemperatur, Niederschläge und die Geländelage relevant. Diese können sich positiv oder negativ auf die Bewertung auswirken und fließen in die Ermittlung der Ackerzahl ein.
Mit der Ackerzahl kann die Qualität eines Ackers bemessen werden. Sie dient der Korrektur der Bodenzahl, indem die natürlichen Bedingungen eines Standortes in die Bewertung mit einbezogen werden. Faktoren, die dabei eine Rolle für die Bewertung spielen, sind zum Beispiel Klima oder Landschaftsmerkmale wie Waldschatten und Hangneigung. Die Werte für die Ackerzahl, die dabei erreicht werden können, liegen zwischen 1 und 120, wobei 120 das Beste ist. Die Ackerwertzahl kann in der Deutschen Grundkarte 5, der Bodenkarte nachgesehen werden. Diese Bodenkarte wurde 1934 im Rahmen der Reichsbodenschätzung erstellt.

Bewertung von Grünland

Der Grünlandschätzungsrahmen dient der Bewertung von Grünland hinsichtlich der natürlichen Ertragsfähigkeit. Hier sind die Wasser- und Temperaturverhältnisse von entscheidender Bedeutung, nicht das Ausgangsgestein wie beim Ackerschätzungsrahmen. Die Grünlandgrundzahl ist das Pendant zur Bodenzahl beim Acker. Um sie zu ermitteln, wird das Grünland nach Bodenart und -stufe, Wasserverhältnissen und dem Klima bewertet. Es kann ein Wert zwischen 7 und 88 erreicht werden. Alle Werte zwischen 1 und 6 werden als Unland bezeichnet. Auf Unland ist keine Kultur möglich. Für die Grünlandzahl (beim Acker die Ackerzahl) sind ebenfalls Faktoren wie Hangneigung, Schattenlage, Nässe und Exposition zu berücksichtigen.

Auf welchem Boden wachsen meine Pflanzen?

Woher weiß ich jetzt aber mit welcher Art von Boden ich es zu tun habe? Eine Untersuchung des Bodens auf die Partikelgröße mit dem Mikroskop kann erste Erkenntnisse liefern. So sind beispielsweise die mineralischen Teilchen von Sand zwischen 2 und 0,063 mm groß und die Teilchen von Ton kleiner als 0,002 mm. Allgemein hat sich Faustregel „Je größer die Teilchen, desto schlechter der Boden!“ bewährt. Diese Aussage ist darauf zurückzuführen, dass der aus größeren Partikeln bestehende Boden weniger Wasser und Nährstoffe binden kann. Am besten ist der Boden, wenn verschiedene Körnergrößen in gleichen Teilen vorkommen, da das Wasser in den unterschiedlich großen Hohlräumen besser versickern und gespeichert werden kann. Besteht der Boden beispielsweise nur aus Ton, so ist das auch nicht gut zu bewerten. Zwar werden Wasser und Nährstoffe besonders gut gebunden, sie quellen jedoch in feuchtem Zustand stark auf und werden sehr druckempfindlich. Bei Trockenheit wiederum wird der Boden so hart, dass er häufig nicht mehr bearbeitet werden kann.

lehmiger Ton


Schon gewusst? Ton ist einer der wichtigsten Rohstoffe in der Bauindustrie. Würde man reinen Ton brennen, z.B. um daraus Dachziegel herzustellen, wären diese zu hart. Auf landwirtschaftlichen Böden findet man diesen jedoch seltener. Der reinste Ton, den man in der Natur finden kann, ist die Porzellanerde, sie wird beim Brennen hart, glasig und weiß.


It‘s a match – zu welchem Boden passt welche Pflanze?

In den deutschen Börderegionen ist der Boden besonders fruchtbar, hier wird vor allem Weizen und Raps, aber auch Gemüse angebaut. Die Börderegionen befinden sich am nördlichen Rand der deutschen Mittelgebirge, erstrecken sich also vom Rheingebiet bis nach Osten. Zu den bekanntesten Börderegionen gehören die Magdeburger Börde, die Soester Börde und die Hildesheimer Börde. Dort können besonders hohe Erträge erzielt werden.
In der Lüneburger Heide hingegen sind die Böden sehr sandig. Sandböden speichern nur wenig Wasser und weisen wenig Nährstoffe auf. Trotzdem gedeihen hier Kartoffeln und Roggen, da es sich um genügsame Pflanzen handelt, die auch unter suboptimalen Bedingungen genug Ertrag bringen. 


Schon gewusst? Das niederdeutsche Wort “bören”, von dem Börde abstammt, bedeutet so viel wie ertragreich.


Lössboden - Der Boden des Jahres 2021

Seit Ende 2004 wird von der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft (DBG) und vom Bundesverband Boden (BVB) der Boden des Jahres vorgestellt. Durch die in Deutschland, Österreich und der Schweiz stattfindende Aktion soll die Bedeutung des Bodens für die Menschen und seine Schutzwürdigkeit in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden. Die Auszeichnung „Boden des Jahres“ wurde 2021 an den Lössboden vergeben. Er ist besonders ertragreich, da er sehr viel Wasser speichern kann und es den Pflanzen auch in Trockenzeiten zur Verfügung stellt. Des Weiteren besteht Löss zu 50 – 80 % aus sehr feinen Quarzkörnchen und enthält 8 – 20 % Kalkbruchstücke und Minerale, wie Glimmer und Feldspäte. Wenn Löss verwittert, bildet er Tonminerale und Oxide, lässt sich leicht durchwurzeln und ist gut durchlüftet. Löss ist also voller natürlicher Rohstoffe.

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