Hoftratsch

European Green Deal

Geschrieben von Tim Holtschneider | 27.10.2021

Europas „Mann auf dem Mond“ – Mission

Die Welt ist im Wandel und der Klimaschutz zählt bereits seit geraumer Zeit zu den politischen wie auch gesellschaftlichen Schwerpunkten der heutigen Zeit. Längst ist es zur Gewohnheit geworden, sich mit Elektromobilität fortzubewegen oder gar ganz auf das Fahrrad umzusteigen.
In der Wirtschaft ist auch jede Menge Veränderung zu spüren, so nimmt gerade der Handel mit CO2-Zertifikaten deutlich zu und Unternehmen beschäftigen sich auch damit, wie sie am besten zum Klimaschutz beitragen können.
Aber auch in der Landwirtschaft gibt es diesen Wandel. Der Anteil der ökologischen Landwirtschaft an den Agrarflächen der Europäischen Union (EU) steigt stetig an. Allein in Deutschland liegt dieser Anteil bei bereits 10 %. Um gerade der Erderwärmung entgegenzuwirken, hat sich die Weltgemeinschaft bereits 2015 zusammengesetzt und mit dem "Pariser Klimaschutzabkommen" dazu bekannt, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius und wenn möglich sogar unter 1,5 Grad Celsius zu senken.
Die EU hat in diesem Zusammenhang 2019 den European Green Deal vorgestellt. Mit vielseitigen Maßnahmen, die über den Klima- und Umweltschutz, die Mobilitäts- und Industriepolitik bis hin zu Vorgaben in der Energiepolitik reichen, zeigt die EU, dass sie auch weiterhin eine internationale Vorreiterrolle im Klimaschutz einnehmen möchte.

Der European Green Deal (zu Deutsch Europäischer Grüner Deal) ist ein Konzept, welches grundsätzlich das Wohlergehen der Bürger verbessern soll. Ziel ist es, durch die Schaffung eines klimaneutralen Europas sowohl unseren Lebensraum zu verbessern, als auch die Wirtschaft zu stärken. Das übergeordnete Ziel des Green Deals ist die Klimaneutralität bis 2050. Dazu kommt der Schutz von Tier- und Pflanzenwelt, sowie die Unterstützung der Wirtschaft im Bereich saubere Produkte, Technologien weltweit führend zu machen und zuletzt einen gerechten und inklusiven Übergang zu gewährleisten, bei dem niemand zurückgelassen wird.
Durch die Einzigartigkeit des Projektes Europäischer Green Deal, wurde es von Ursula von der Leyen 2019 bei dessen Vorstellung als „Europas Man on the Moon-Projekt“ angekündigt. Die Strategien und Ziele, die im Rahmen des Green Deals verfolgt werden, beziehen sich vor allem auf die Bereiche Klima, Klimaschutz & Klimawandel, Umweltschutz & Umweltrecht, Energie sowie Verkehr. Der Green Deal will zeigen, wie eine nachhaltige Transformation gelingen kann und welche Maßnahmen dafür nötig werden.

Green Deal - Klimaschutz
Der Klimaschutz ist das Herzstück des Green Deals. Hier geht es vor allem um die Klimaneutralität, sodass Europa bis zum Jahr 2050 klimaneutral ist. Um ein solches Ziel auch erreichen zu können, hat die EU bereits das rechtsverbindliche „Europäische Klimagesetz“ vorgelegt, welches auch am 29. Juli 2021 in Kraft getreten ist. Das Gesetz sieht vor, dass die Netto-Treibhausgasemission verbindlich bis 2050 auf null gesenkt werden, sodass Europa der erste klimaneutrale Kontinent wird. Als Zwischenziel sollen bis zum Jahr 2030 die Netto-Treibhausgasemissionen um mindestens 55 % gegenüber 1990 verringert werden. Das bisherige Ziel, die CO2-Emissionen der Europäischen Union im Vergleich zu 1990 bis 2030 um 40 % zu reduzieren, wurde dementsprechend nochmal deutlich verschärft. Zusätzlich zu dem „Europäischen Klimagesetz“ soll auch der EU-Emissionshandel deutlich stärker gefördert werden. Durch das System wird eine Emissionsobergrenze (Cap) für energieintensive Unternehmen in den genannten Sektoren festgelegt. Diese Unternehmen dürfen nur die Emissionen ausstoßen, für die sie handelbare Emissionszertifikate besitzen. Dadurch wird ein Markt für diese Zertifikate geschaffen (Trade) und es entsteht ein wirtschaftlicher Anreiz zur Emissionseinsparung.

Green Deal - Umweltschutz
Einer der Schwerpunkte des Umweltschutzes liegt sehr stark auf der Kreislaufwirtschaft. Die Kreislaufwirtschaft wird meist als das Gegenteil der Linearwirtschaft (auch „Wegwerfwirtschaft“) genannt. Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, dass gerade endliche Ressourcen effizienter genutzt werden. Die EU möchte so nachhaltige Produkte als Standard in Europa einführen und gleichzeitig Hersteller und Kunden animieren diese zu unterstützen. Der andere Schwerpunkt in Bezug auf den Umweltschutz ist die Biodiversitätsstrategie für 2030. Diese sieht vor, dass bis 2030 mindestens 30 % der europäischen Land- und Meeresgebiete in wirksam bewirtschaftete Schutzgebiete umgewandelt werden. Diese Strategie soll dem Schutz der Natur und der Umkehr der Verschlechterung der Ökosysteme dienen. So sollen besonders 10 % der landwirtschaftlichen Anbauflächen in Europa unter strengen Schutz gestellt werden. Diese streng geschützten Gebiete sollen in der Regel ohne Eingriffe bewirtschaftet werden, sodass natürliche Prozesse ohne menschliche Einwirkung ablaufen können.

Green Deal - Energie
Auf die Erzeugung und den Verbrauch von Energie entfallen rund vier Drittel, sprich rund 75 % der gesamten Treibhausgasemission der EU. Damit die EU die Ziele des „Europäischen Klimagesetzes“ 2030 und 2050 erreichen kann, spielt die Energiepolitik dementsprechend eine entscheidende Rolle. Der Green Deal fokussiert sich bei dem Übergang auf saubere Energie auf drei wesentliche Aspekte. Der erste Aspekt ist die Entwicklung eines vollständig integrierten, vernetzten und digitalisierten EU-Energiemarkt. Der zweite ist, dass eine erschwingliche Energieversorgung in der EU gewährleistet werden soll und der dritte ist, die Verbesserung der Gesamtenergieeffizienz unserer Gebäude. Um diese drei Aspekte umsetzen zu können, hat sich die EU verschiedene Ziele gesetzt. Ein Hauptaugenmerk liegt hier vor allem auf der Nutzung und Förderungen von erneuerbaren Technologien. Zusätzlich sollen europaweite Energie- und Technologiestandards gefördert und entwickelt werden. Eine erneuerbare Energiequelle, deren Potenzial besonders ausgeschöpft werden, soll ist die Offshore-Windenergie. Auch der Emissionshandel hat nicht nur Auswirkungen auf den Klimaschutz, sondern auch auf den Energiesektor.

Green Deal - Verkehr
Der Verkehrssektor spielt für die europäischen Unternehmen und die globalen Lieferketten eine entscheidende Rolle. Gleichzeitig werden jedoch auch enorme Treibhausgas- und Schadstoffemissionen durch ihn verursacht. Um das Ziel eines klimaneutralen Verkehrs zu erreichen, will man einen nachhaltigen, intelligenten und belastbaren Verkehr schaffen. Nachhaltigkeit will man vor allem durch die Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und durch die Förderung von emissionsfreien Fahrzeugen und Flugzeugen erreichen. Intelligent soll der Verkehr gerade durch die Nutzung von Daten werden. So sollen Fahrkarten für multimodale Reisen erwerbbar werden, sodass man ohne Probleme zwischen den einzelnen Transportmöglichkeiten wechseln kann. Durch Investitionen und Verknüpfungen soll der öffentliche Personennahverkehr belastbarer werden. Auch soll dieser Personennahverkehr für alle sein, sprich regionsbedingt oder wegen anderer Hindernisse soll niemand vergessen werden.

In Deutschland gibt es die Informationskampagne „Unser Green Deal“, die durch die „Familienbetriebe Land und Forst e.V.“ ins Leben gerufen wurde. Hintergrund dieser Kampagne ist, die Biodiversitätsstrategie, die in dem European Green Deal verankert ist. Die Strategie sieht nämlich vor, dass 10 % der Land- und 10 % der Meeresflächen Europas unter strengen Schutz gestellt werden sollen. Eine solche zehnprozentige Stilllegung von Landfläche, würde für Deutschland eine Fläche von rund 3,5 Millionen Hektar Landflächen bedeuten. Dieses wären fast 15 % der land- und forstwirtschaftlichen Flächen, die dann unter strengen Schutz gestellt werden. Auf dieser Fläche soll jegliche wirtschaftliche Nutzung (einschließlich Forstwirtschaft), Jagd und Fischerei vollständig verboten werden. Würde man von einem durchschnittlichen Nutzungswert von ungefähr 20.000 € je Hektar ausgehen, würde die Stilllegung zu einem volkswirtschaftlichen Schaden von über 70 Milliarden € pro Jahr, allein in Deutschland, führen. Grundsätzlich ist es aber dennoch wichtig zu erwähnen, dass die „Familienbetriebe Land und Forst e.V.“ die Ziele des Green Deals unterstützen, jedoch strikt gegen pauschale Nutzungsverbote sind.

Bis die ersten Strategien umgesetzt und die ersten Ziele erreicht werden, wird vermutlich noch ein wenig Zeit ins Land gehen. Auch bleibt noch unklar, inwieweit wirklich alle Ziele, rein von der technischen Sicht her, umsetzbar sind.
Was halten Sie von dem European Green Deal? Falls Sie Anmerkungen oder Kritikpunkte zu dem European Green Deal haben, wenden Sie sich gerne an uns!