Sojaanbau in Deutschland

Erfahrungen, Praxis und Perspektive

Die Sojabohne zählt mit einem Anbau auf ca. 6% der globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche zu den weltweit bedeutendsten Ölsaaten. Sojabohnen weisen einen Ölgehalt von ca. 20% auf sowie einen Eiweißgehalt von ca. 37%. Soja wird zum einen für die menschliche Ernährung eingesetzt und zum anderen als Tierfutter genutzt. Die Eiweißqualität von Sojabohnen ist im Vergleich zu anderen pflanzlichen Eiweißquellen mit der von tierischem Eiweiß vergleichbar. Soja spielt eine bedeutende Rolle auf dem Weltmarkt. Die Sojabohne hat einen volkswirtschaftlichen Wert von ca. 50 Mio. US-Dollar. Im Jahr 2019 umfasste die Welternte um die 334 Mio. t auf insgesamt ca. 120,5 Hektar. Zu den größten Sojaproduzenten zählen die Landwirtschaft in Brasilien, den Vereinigten Staaten und Argentinien.

Sojabohnen haben es in sich

Edamame sind besonders bei Vegetariern und Veganern hoch im Kurs. Dabei handelt es sich um die knackigen, noch grünen Sojabohnen, die unreif geerntet werden. Gedünstet, gekocht oder frisch schmecken sie köstlich und sind ein passender Snack für zwischendurch. Aber neben Edamame oder Tofu werden schätzungsweise nur 2% aller weltweit produzierten Sojabohnen direkt verzehrt. Die übrigen 98% werden zu Sojaöl oder Sojaschrot weiterverarbeitet. Als Öl finden wir Soja in den verschiedensten Fertigprodukten oder als Speiseöl. Ein weiteres Extrakt der Sojapflanze ist Sojalecithin, welches als Emulgator beispielsweise in Schokolade vorkommt. Aber auch in Produkten, die nicht zu den Lebensmitteln zählen, wie z.B. Kosmetika oder Farben, ist Sojaöl versteckt. Auch als Rohstoff für Biodiesel wird Sojaöl verwendet.

Sojabohnen, Edamame, Tofu - Soja hat viele Gesichter

Sojaanbau als Futtermittel in der Nutztierhaltung

Um Soja in der Landwirtschaft für die Tierfütterung einzusetzen, müssen zuvor die enthaltenen antinutritiven Substanzen inaktiviert werden. Bei diesen Substanzen handelt es sich um Stoffe, die die Verdaulichkeit beeinflussen. Die Sojabohnen werden mit Hitze behandelt, wobei besondere Sorgfalt geboten ist. Einerseits müssen die antinutritiven Substanzen gänzlich inaktiviert werden und andererseits dürfen die Proteine nicht denaturieren, da ansonsten ebenfalls die Verdaulichkeit eingeschränkt wird. Die Landwirtschaft in Europa produziert insgesamt zu wenig eiweißhaltige Futterpflanzen, um die Futterversorgung für seine Nutztierbestände damit decken zu können. Daher werden jedes Jahr mehrere Millionen Tonnen Sojabohnen und Sojaschrot in die Europäische Union importiert. Als vergleichbares heimisches Futtermittel aus der Landwirtschaft dienen Körnerleguminosen wie zum Beispiel Ackerbohnen. 

Familienbande – Die Sojabohne

Die Sojabohne zählt, ebenso wie Erbse und Ackerbohne, zu der Familie der Hülsenfrüchte (Leguminosen). Die meisten Sorten wachsen aufrecht und werden ca. 20 bis 80 Zentimeter hoch. An Stängeln, Blattstielen und Blättern ist die Sojapflanze dicht behaart. Sie hat eine ausgeprägte Pfahlwurzel, an der sich sojaspezifische Knöllchenbakterien anreichern und eine Symbiose mit der Pflanze eingehen. Wie für Leguminosen typisch, sorgen diese Bakterien dafür, dass pflanzenverfügbarer Stickstoff angereichert wird. Die Sojapflanze benötig hierfür spezielle Bakterien, die nicht von Natur aus in allen Böden vorkommen. In Deutschland ist die Sojapflanze nicht heimisch, sodass die erforderlichen Bakterien dem Saatgut beigeimpft werden müssen.

Sojafeld

Soja liebt es warm

Der Anbau von Soja in Deutschland ist in besonderem Maß von der Temperatur abhängig. Dabei sind nicht einzelne Temperaturschwankungen das Problem, sondern die Wärmesumme über die gesamte Vegetationsperiode ist entscheidend. Im Vergleich zu Mais, Zuckerrüben oder Raps vertragen junge Sojabestände auch einmal Spätfröste im Frühjahr. Das Anbaurisiko hingegen besteht insbesondere darin, dass die Wärmesumme nicht ausreicht und sich daher der Erntezeitpunkt weit in den Herbst verschiebt. Niederschläge und Nebelbildung sind dann erschwerende Bedingungen. Aufgrund dieser Faktoren wird Soja vor allem in Süddeutschland angebaut. Inzwischen wurden aber auch Sorten eingeführt, die früher abreifen und damit den Sojaanbau auch in mittleren Lagen Deutschlands interessant machen. In solchen Lagen ist es besonders wichtig, dass der Saattermin und der Erntezeitpunkt optimal gewählt werden und dann mit entsprechender Schlagkraft vorgegangen werden kann.

Wasserbedarf im Sojaanbau in Deutschland

Sojabohnen können im Verlauf der Vegetation gut mit Trockenheit umgehen. Allerdings nur bis zur Blütenbildung. Sobald die Blüte vorhanden ist und die Kornfüllungsphase beginnt, ist eine gute Wasserversorgung entscheidend. Die Wasserverfügbarkeit nimmt maßgeblichen Einfluss auf die Ertragsbildung und den Eiweißgehalt der Sojabohne. Steht während der Kornfüllung nicht ausreichend Wasser zur Verfügung, kann dieses Defizit auch nicht durch nachfolgende Niederschläge ausgeglichen werden. Vermehrte Trockenheit kann auch zur Notreife führen, was an einem grünlichen Schimmer der Sojabohnen zu erkennen ist. Für die Nahrungsmittelbranche sind solche Bohnen ungeeignet.

Bio Sojaanbau in Deutschland-1

Sojabohnen - Gentechnik vs. Bio

Insbesondere in der Europäischen Union legen Lebensmittelhersteller und der Lebensmitteleinzelhandel Wert darauf, dem Verbraucher Waren aus gentechnik-freier Herstellung anzubieten. Ab einem Schwellenwert von 0,9% (Anteil gentechnisch veränderten Soja) besteht eine Kennzeichnungspflicht.
Die USA, Brasilien und Argentinien gehören zu den größten Sojaproduzenten weltweit. Ein Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe in diesen Hauptanbauländern setzt beim Anbau von Soja auf Gentechnik. Eine der Eigenschaften von gentechnisch veränderten Sojabohnen ist die Resistenz gegen Breitbandherbizide. Dies hat zur Folge, dass gentechnisch veränderte Sojabestände mit sogenannten Totalherbiziden behandelt werden können, ohne selbst einen Schaden zu nehmen. Der durch Gentechnik beeinflusste Anbau von Soja ist sehr umstritten.

Vor diesem Hintergrund rückt der Anbau von Bio-Soja in Deutschland mehr und mehr in den Fokus. Neben den bereits erwähnten Anbaurisiken Temperatur und Feuchtigkeit spielen beim Bio-Anbau von Soja aber auch die Beikräuter eine entscheidende Rolle. Um Unkräuter etc. aus dem Bestand zu halten, ist es von besonderer Bedeutung das richtige Saatgut zu wählen, eine geeignete Fruchtfolge zu wählen und den Acker vor der Aussaat sauber zu halten. Rechtzeitige mechanische Unkrautvernichtung ist ebenfalls dienlich. Einige deutsche Landwirte bauen bereits erfolgreich Bio-Soja an. Aber dieser Anbau kann auch den Bedarf an Bio-Soja nicht decken. Im Jahr 2019 wurde ca. 65 Tsd. Tonnen Bio-Soja nach Deutschland importiert. Wichtige Importländer sind China, Togo, Indien und die Ukraine.

Aus der Praxis

Josef Holzner bewirtschaftet den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb in vierter Generation. Exklusiv für cropspot hat er einen Einblick in den Sojaanbau auf seinem Betrieb gegeben:
"Wir bauen seit 2017 konventionell Sojabohnen an, als Ersatz für Raps in der Fruchtfolge. Die pflanzenbaulichen Herausforderungen sind im wesentlichen die fehlenden Herbizide im Nachauflauf und der Stand der Pflanzenzüchtung, da hier noch viel zu tun ist, um Sorten zu bekommen, die in unseren Breitengraden sicher abreifen und trotzdem hohe Erträge bringen. Daher versuche ich jedes Jahr neue Sorten anzubauen, ich habe also keine 'Stammsorte'. Unternehmerisch ist der volatile Preis eine Herausforderung, der trotz 100% GVO-frei am Weltmarktpreis orientiert ist. Hier gibt es bei der regionalen Wertschöpfungskette noch Aufbaupotenzial."

Bei Fragen zum Artikel oder zum Thema Sojaanbau nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.

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