Glyphosateinsatz war gestern?
Monsanto, Glyphosat & RoundUp - was steckt dahinter?
Glyphosat oder Round Up – ganz egal, ob über den Wirkstoff oder das formulierte Pflanzenschutzmittel gesprochen wird, es ist weltweit das wahrscheinlich bekannteste Herbizid. Das Totalherbizid wird nicht nur in der Landwirtschaft, sondern z.B. auch bei der Deutschen Bahn eingesetzt und wurde einst auch für Privatpersonen im Haus- und Kleingartenbereich verwendet.
Seit 1974 wird das von Monsanto entwickelte Herbizid vermarktet. Zunächst als patentiertes Mittel unter dem Namen RoundUp. Mittlerweile wird es von vielen Herstellern zu unterschiedlichen Namen angeboten. Innerhalb von 20 Jahren ist die Produktion von Glyphosat um das 14-fache gestiegen. Anstelle von 50.000 Tonnen werden nun 825.000 Tonnen hergestellt. Nicht nur an diesen Zahlen ist die Bedeutung des Einsatzes von Glyphosat zu messen. Allgemein ist es in der Landwirtschaft ein beliebter Wirkstoff – unter anderem aufgrund des niedrigen Preises. Allerdings gibt es auch große Kritik an der Anwendung des Mittels, was sowohl mit der Wirkung auf die Umwelt, als auch anhand der Rückstände in Lebensmitteln begründet werden kann.
Die Wirkung von Glyphosat auf Pflanzen und Unkräuter
Der Wirkstoff Glyphosat ist eine Verbindung aus der chemischen Gruppe der Phosphonate, dementsprechend also Salzen. Als ein sogenanntes Breitbandherbizid wirkt es gegen viele dikotyle und monokotyle Pflanzenarten. Die Wirkung des Herbizids erfolgt durch die Aufnahme über die Blattoberfläche. Danach wird der Wirkstoff sofort in Spross und Wurzel verlagert, also in die Pflanzenteile mit meristematischem Wachstum. Dort wird das Pflanzenwachstum zunächst verlangsamt und dann eingestellt, da der sogenannte Shikimatzyklus der Pflanzen durch das Herbizid gehemmt wird. Dies rührt daher, dass Glyphosat dem natürlichen Pflanzenenzym EPSPS ähnlich ist und dieses blockiert. Ohne das Enzym können wichtige Aminosäuren nicht mehr gebildet werden und die Pflanze stirbt ab. Obwohl optische Verfärbungen an z.B. Unkräutern erst nach ca. 7 bis 14 Tagen eintreten, wirkt das Mittel relativ zeitnah. Die exakte Wirkungsgeschwindigkeit ist dabei davon abhängig, wie hoch die Aufwandmenge angesetzt wird bzw. in welchem Entwicklungsstadium sich die Pflanze befindet. Die Außentemperatur, sowie grundsätzlich die Witterung, bei der die Applikation stattgefunden hat, spielen ebenfalls eine Rolle.
Der Vorteil am Einsatz des Pflanzenschutzmittels ist, dass es bei der Verwendung nicht flüchtig ist. Um die Anwendung noch sicherer und schonender zu gestalten, gibt es in Deutschland bereits Einschränkungen zur Nutzung zum Schutze der Umwelt. In der Landwirtschaft darf es beispielsweise maximal zweimal in einem Jahr auf dem gleichen Schlag eingesetzt werden und zwischen den Anwendungen müssen mindestens 90 Tage liegen. Außerdem gibt es eine Höchstmengenbegrenzung von 3,6 kg/ha.
Die Kritik an Glyphosat
Rückstände des Wirkstoffs in unserem geliebten Feierabendbier sorgten weltweit in der Presse für viel Aufsehen mit Blick auf das Thema Lebensmittelsicherheit. Dafür ist hauptsächlich die Diskussion um die Toxizität von Glyphosat für den Menschen verantwortlich. Mehrfach wurden Krebsfälle, sowie Missbildungen mit dem Herbizid in Verbindung gebracht. Daher haben mehrere Institutionen in Deutschland, sowie weltweit, Studien zur Gesundheitsschädlichkeit des Herbizids durchgeführt. Nach ausführlichen Untersuchungen kam die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC), eine Unterorganisation der WHO, zu einem abschließenden Ergebnis. Glyphosat sei „wahrscheinlich krebserregend“, die Belege dafür seien jedoch „begrenzt“. Dennoch würden die Beweise für die Schädlichkeit in Tier- und Zellversuchen ausreichen. Andere Behörden und Institute, wie zum Beispiel das in Deutschland angesiedelte Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), sind hingegen nicht zu dem Ergebnis gekommen, dass Glyphosatrückstände in Lebensmitteln gesundheitsschädlich für den Menschen sind und die Lebensmittelsicherheit nicht gefährdet ist. Dabei liegt der Unterschied in den beiden Untersuchungen darin, dass das IARC die grundsätzliche Gefahr betrachtet, die von einem Stoff ausgeht, während das BfR bei seiner Bewertung auf praxisnahen Konzentrationen im Alltag aufbaut. Demzufolge ist der Wirkstoff in hohen Mengen giftig, aber in der Dosis, in der wir ihn täglich aufnehmen nicht gesundheitsschädlich.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Einfluss des Pflanzenschutzmittels auf die Umwelt. Dabei geht es hauptsächlich um die Artenvielfalt. Durch den Einsatz des Breitbandherbizids werden Pflanzen vernichtet, die beispielsweise Bienen, Faltern oder Käfern als Nahrungsgrundlage fehlen und sich als Folge dessen der Insektenbestand verringert. Das wiederum hat zur Folge, dass Vögel, die sich von eben diesen ernähren, keine Lebensgrundlage mehr haben. Außerdem wird das Bodenleben durch Rückstände im Boden und Grundwasser beeinträchtigt und eingeschränkt. Auf Grundlage dieser Kritikpunkte wird in Deutschland immer wieder über eine Einschränkung bzw. ein Verbot der Anwendung des Herbizids in der Landwirtschaft diskutiert. Aktuell hat Glyphosat eine Zulassung bis Ende 2022. Das Bundesministerium für Umwelt (BMU) sieht jedoch einen Ausstieg der Nutzung bis Ende 2023, also mit Ablauf der Übergangsfrist von einem Jahr, vor. Dies bedarf zunächst aber noch die Zustimmung des Bundesrates. Für die Privatnutzung in Haus- und Kleingärten ist es seit dem 8. September 2021 bereits verboten. Das Gleiche gilt für den Einsatz an Orten, die der Allgemeinheit dienen, wie Spielplätzen und Sportplätzen.
Die Alternativen zu Glyphosat
Glyphosat gilt als das Pflanzenschutzmittel über welches weltweit am meisten Informationen zur Verfügung stehen. Um dessen Gebrauch zu vermeiden wäre der Einsatz von anderen, weniger gut erforschten Herbiziden eine Maßnahme. Diese haben keine Breitbandwirkung, sodass ein weiter gefasstes Spektrum an Wirkstoffen verwendet werden müsste. Grundsätzlich würde in der Landwirtschaft wahrscheinlich eher auf das Verfahren der wendenden Bodenbearbeitung zurückgegriffen werden. Der vermehrte Einsatz des Pflugs sei eine geeignete, unabdingbare Alternative, da dieser das Bodenleben, die Artenvielfalt und indirekt auch das Grundwasser verbessern würde, gleichzeitig aber auch eine Lösung für die Unkraut- und Ungrasproblematik ist. Für Landwirte ist es ein deutlich preisintensiverer und zeitaufwendigerer Ersatz zum Glyphosat. Ob das Verfahren der wendenden Bodenbearbeitung mit seinen Emissionen eine Verbesserung für die Umwelt ist, ist fraglich und lässt darauf schließen, dass das Verbot der Anwendung des Mittels Landwirte vor neue Herausforderungen stellt und damit den Ackerbau grundlegend verändern wird.
Glyphosat mag zwar ein häufig kritisiertes Herbizid sein, weist aber dennoch viele Vorteile auf – es ist effektiv und kostengünstig. Durch die einschränkenden Maßnahmen für den Gebrauch des Totalherbizids, wie beispielsweise die maximale Aufwandmenge pro Jahr, sind die Rückstände in deutschen Lebensmitteln so gering, dass diese keine gesundheitsschädigenden Effekte aufweisen. Dennoch hat das Mittel durch viele Negativschlagzeilen in Deutschlands Presse mittlerweile einen sehr schlechten Ruf, wodurch die Gesellschaftstauglichkeit leidet. Ob es wirklich zu einem Verbot des Wirkstoffs für die Landwirtschaft kommen wird, ist unklar, stellt sich aber spätestens zur nächsten Zulassungsverlängerung heraus.
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